Lean Management: Der geschätzte Geschäftspartner!


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In diesem Gespräch mit dem Forscher Daniel Klink wird die Verantwortungsökonomie als Gegenidee zum egoistischen homo oeconomicus dargestellt. Ergebnis: Die ehrbare Kauffrau, der ehrbare Kaufmann wird gebraucht wie nie!

(Norbert Hildebrandt)

Die ehrbare Kauffrau, der ehrbare Kaufmann wird gebraucht!

Psychologie Heute 04 / 2010 von:  Daniel Klink im Gespräch

Der Kapitalismus gilt seit seiner jüngsten Krise auch in bürgerlichen Schichten nicht mehr als das ideale Wirtschaftsmodell. Das Leitbild des egoistischen, profit- und gewinngierigen Homo oeconomicus wankt. So zürnte Ralf Dahrendorf kurz vor seinem Tode über die „Mentalität, die die Verrohung der Wertschöpfung ohne Wert“ fördere. Aber welches Wirtschaftsmodell und welches Menschenbild kann die Akteure der Globalisierung leiten? Ein Plädoyer des Berliner Managementforschers Daniel Klink für den ehrbaren Kaufmann und eine Verantwortungsökonomie der globalen sozialen Marktwirtschaft

PSYCHOLOGIE HEUTE Sie fordern die Renaissance des ehrbaren Kaufmanns ist das nicht etwas antiquiert, wenn man sich die aktuellen Exzesse der Gier und Verantwortungslosigkeit vergegenwärtigt?

DANIEL KLINK Der Begriff mag antiquiert klingen, die Wirtschaftsweise ist es nicht. In der Tat ist der Begriff fast aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Doch die Reaktionen von Unternehmern auf unsere Forschungsarbeiten zeigen, dass sie sich nahezu vollständig mit dem ehrbaren Kaufmann identifizieren. Meine Untersuchungen offenbaren eine außerordentliche Kontinuität dessen, was man in Deutschland für das ideale kaufmännische Verhalten hält. Diese reicht weit zurück in die europäische Geschichte und ist heute branchenübergreifend bei den Führungskräften zu beobachten unabhängig von der Größe des Unternehmens. Entscheidend ist die Persönlichkeit, der Charakter des Kaufmanns, Unternehmers oder Managers.

PH Was war ein ehrbarer Kaufmann früher? Und was ist, könnte oder sollte er heute sein? Was hat ein mittelalterlicher Hansekaufmann mit einer Heuschrecke oder einem Investmentbanker des 21. Jahrhunderts gemeinsam?

KLINK Im Mittelalter bedeutete Ehrbarkeit, seine wirtschaftliche Tätigkeit an Wirtschaftstugenden auszurichten, die den Einklang zwischen wirtschaftlichem Erfolg und der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zum Ziel hatten. Grundsätzlich konnte diese ehrbare Verhaltensweise und sie tut es noch heute ein stabiles Vertrauen aufbauen, das die Existenz des Kaufmanns und seiner Familie nachhaltig sicherte. War ein Kaufmann pleite, verlor er außer der Existenz auch seine Ehre. Betrüger konnten am Pranger landen. Einen unehrbaren Kaufmann hat man aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Er durfte keine Ämter mehr bekleiden und wurde im schlimmsten Fall aus der Stadt vertrieben. In Hamburg durften Bankrotteure beispielsweise keine Tätigkeit im Rat der Stadt ausüben. Schande bedeutete den Verlust des sozialen Kapitals und ruinierte das Leben des Kaufmanns finanziell und sozial. Schließlich gab es kaum staatliche Kontrollmechanismen, und gehandelt wurde schon im Mittelalter global zwischen London, Nowgorod und Venedig.
Zum Finanzmanager von heute sehen wir hier die Parallele, dass eben auch er darauf angewiesen ist, dass ihm sein Gegenüber keine faulen Kredite verkauft, ihn nicht betrügt, also ehrbar ist. So verschieden sind die Welten also nicht: vom ehrbaren Kaufmann zum ehrbaren Manager. Früher reduzierte der Ehrenkodex das Risiko von Geschäftspartnern, betrogen zu werden. Heute haben wir dafür den Rechtsstaat, dessen Regeln meist recht gut funktionieren. Er versagt jedoch bei exzessiver Unehrbarkeit. Die betrügerischen Perversionen eines Bernard Madoff oder gewissenloser Finanzjongleure, die wissentlich faule Kredite verkaufen, sind das eigentliche Problem. Betrug gehört nicht in die Kategorie Wirtschaft, er ist kriminell und muss bestraft werden. Das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns ist heute also für alle drei Typen von Geschäftsleuten relevant: für den Kaufmann, den Unternehmer und den Manager. Geschäft ist kein Selbstzweck sondern Mittel zum Zweck des Lebens.

PH Abgrundtiefe Verantwortungslosigkeit wird nicht nur von Barack Obama und seinen Beratern als ein Hauptgrund für die Krise genannt. Der Psychologe Howard Gardner hat noch vor der Krise eine Art hippokratischen Eid für Business und Management gefordert. Was halten Sie davon?

KLINK Gardners Idee zeigt in die richtige Richtung. Ein Eid schafft ein besonderes Bewusstsein für Verantwortung und nachhaltige Betriebsführung. Absolventen der Harvard Business School haben Anfang dieses Jahres einen Geschäftseid ins Leben gerufen (http://mbaoath.org). Die Resonanz darauf ist sehr groß: Offenbar gibt es das Bedürfnis, sich auf die gute Seite stellen zu wollen. Ein Eid ist sinnvoll als Bekenntnis er wirkt jedoch nur dann nachhaltig, wenn auch die Managementausbildung systematisch Verantwortung thematisiert. Wir verfolgen diesen Weg am Institut für Management seit einigen Jahren, und es gibt sogar erste Studiengänge mit dem erklärten Ziel, verantwortungsbewusste Manager zu erziehen. Die Hamburg School of Business Administration hat beispielsweise den Studiengang Master of Honourable Leadership entwickelt. Die erste Generation ehrbarer Manager geht gerade in die Ausbildung.

Mit Daniel Klink sprach Andreas Huber

Eine Langfassung dieses Interviews mit Daniel Klink, seine Diplomarbeit, weitere Publikationen und Informationen zum ehrbaren Kaufmann, zu Corporate Social Responsibility und Verantwortungsökonomie unter: www.der-ehrbare-kaufmann.de

Den gesamten Artikel können Sie über folgenden Link beziehen:

Link: http://www.psychologie-heute.de/archiv/detailansicht/news/die_wiederkehr_des_ehrbaren_kaufmanns/

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