Die allgemeine Einschätzung, dass große Projekte deutlich weniger als geplant Nutzen bringen und erheblich mehr als geplant kosten, ist längst wissenschaftlich erweisen – UND eine Vorgehensweise, die diese Verzerrung zumindest zum Teil verhindern hilft!
(Norbert Hildebrandt)
Nach der Referenzklassenprognose, die der dänische Planungsexperte Bent Flyvbjerg an der Universität Oxford entwickelt hat, ist bei der Planung von Großprojekten zur Vermeidung größerer Schäden folgendermaßen vorzugehen:
1. Zunächst ist eine passende Referenzklasse aus ähnlichen, bereits abgeschlossenen Projekten zu bilden.
2. Aus den Referenzprojekten sind die statistischen Eckdaten wie Renovierungskosten pro m² oder Baukosten pro km eines Verkehrsweges herauszuarbeiten. Mit diesen Daten erhebt man eine Basisprognose.
3. Erst jetzt sind die spezifischen Eigenheiten des eigenen Projektes mit einzubeziehen. Abweichungen in Schwierigkeit, Komplexität und Vorhersehbarkeit von Problemen können nun mit einbezogen werden. Bitte beziehen Sie auch die Gefahr einer Anzahl potenzieller Schwierigkeiten mit ein, die wie auch bei den Referenzklasseprojekten absolut unvorhergesehen eintreten können.
Bitte beachten Sie bei der Zeit- und Kostenjustierung des Projektes, dass Experten bei Ihrer Einschätzung grundsätzlich einer positiven Verzerrung erliegen: Der Nutzen wird zu hoch, der Endpreis zu tief eingeschätzt! Eine Studie zu Neubaustrecken von Eisenbahnen zwischen 1969 und 1998 weltweit in 2009 kam zu dem Ergebnis, dass die Passagierzahlen im Durchschnitt (!!!) um etwa das Doppelte zu hoch und die Kosten (auch im Durchschnitt!!!) um etwa 50% zu niedrig angesetzt waren.
(Brent Flyvbjerg „How (in)accurate are demand forecasts in Public Works projects“, Journal of the American Planning Association 71 (2005): S.: 5-15